Pflegekräfte können keinesfalls mehr Stunden in der Woche arbeite

„Das ist ein Hohn gegenüber die Leistung tausender Pflegekräfte“ ärgert sich SPD-Landtagskandidatin Nadine Gersberg über die jüngsten Forderung des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn, diese könnten doch einfach „drei, vier Stunden mehr pro Woche arbeiten.“

 

Nadine Gersberg hat vor einigen Wochen ein Tagespraktikum im Altenpflegeheim Anni-Emmerling-Haus absolviert und so einen Eindruck von der Leistung der Pflegekräfte bekommen.

Was ich gesehen habe sind  Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für ihren Beruf brennen, die sich aber auch durch die schwierigen Rahmenbedingungen fast kaputt arbeiten. „Ich habe gesehen, wie viele Bewohnerinnen und Bewohner sie am Tag betreuen müssen. Das ist durch die Pflegekasse so eng getaktet, dass sie kaum auf individuelle Bedürfnisse eingehen können“ berichtet Gersberg. Denn neben der eigentlichen Pflege kommen Dokumentationsverpflichtungen hinzu, die zeitraubend sind. Gerne würden die Pflegekräfte auch mal bei einer Bewohnerin etwas länger sitzen bleiben, die gerade traurig ist oder sich Sorgen macht. Dasselbe gelte für Betreuungsaktivitäten. „Im Anni Emmerling Haus identifizieren sich die Mitarbeiterinnen stark mit dem Haus und den Bewohnern. So organisieren sie zusätzliche Aktivitäten und Feste häufig auch ehrenamtlich. Im normalen Pflegealltag wäre dafür keine Zeit. „Manchmal ist die ganze Familie involviert und Ehemann und Kinder basteln Deko für ein Fest“ berichtet Gersberg.  Eigentlich müssten auch solche Aktionen durch die Pflegekasse gedeckt sein, findet die Sozialdemokratin.„Jetzt von diesen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu fordern, noch mehr zu arbeiten, weil einem sonst nichts einfällt ist einfach nur unverschämt“ ärgert sich Gersberg. Vielmehr sei es Spahns Job, dafür zu sorgen, dass der Pflegeberuf wieder attraktiv wird. „Dazu gehört als erstes, dass mehr Zeit für

die eigentliche Pflege in die Pflegesätze eingeplant werden. Dazu gehöre aber auch, dass Pflegekräfte besser bezahlt werden als bisher und zwar schon ab der Ausbildung.“ Gersberg hält auch nichts von dem Vorschlag des hessischen Sozialministers Stefan Grüttner, Flüchtlinge als Arbeitskräfte in die Pflegeheime zu drängen. „Ich bin mir sicher, dass einige geflüchtete Menschen durchaus gute Pflegerinnen und Pfleger wären und vielleicht könnten sie ein Praktikum machen, um herauszufinden, ob der Beruf etwas für sie ist. Aber gedrängt werden darf zu diesem Beruf niemand“ so Gersberg. Die Arbeit mit Menschen erfordere viel Feingefühl, nicht nur mit der Pflegebedürftigkeit der Menschen, sondern auch mit deren individuelle Vergangenheit und Familiensituation. „Menschen, die in die Pflege gehen, sollten dafür brennen. Die Mitarbeiter im Pflegeheim haben mir gesagt: „Es muss im Herzen stimmen und im Kopf“.