Meine Praxistage

Im Bus

Ich habe am 19. Dezember 2019 einen Praxistag gemacht und bin ab 4:30 Uhr mit der super netten und begeisternden Busfahrerin Fevziye Özmen unterwegs gewesen. Ich wollte wissen, wie sich eine Schicht im Bus so anfühlt und was Busfahrer*innen dabei erleben.

Als besonders „schwierig“ empfand ich den „geteilten Dienst“ in dem zuerst drei Stunden Bus gefahren wird, dann drei Stunden Pause verbracht werden müssen und anschließend wieder gefahren wird. Um diese drei Stunden auch wirklich als Pause nutzen zu können, darf man keinen weiten Anfahrtsweg von Zuhause haben oder bereits im Voraus geschickt organisieren. dazu kommt, dass keine vernünftigen Toiletten an den Pausplätzen vorhanden sind und die hygienischen Standards für Mitarbeitende so nicht gewährleistet werden können.

 

Trotz all den Schwierigkeiten freut es mich, dass Frau Özmen für ihren Beruf so sehr brennt, ebenso auch dass sie mehrfach von Fahrgästen für ihre Fahrweise gelobt wurde. Ich freue mich sie das nächste mal im Bus zu treffen. 


Im Offenbacher Stadtwald

Große Herausforderungen gilt es in den hessischen Wäldern zu bewältigen, dass habe ich an meinem Praxistag im November 2019 mit Revierförster Viktor Soltysiak herausgefunden.

Ich bin beeindruckt, wie langfristig und nachhaltig die Försterinnen und Förster die Bewirtschaftung und den Schutz der Wälder planen. Hier wird nicht kurzfristig, sondern nicht selten für die nächsten 10, manchmal 100 Jahre geplant. Ziele von Revierförster Soltysiak sind den Mischwald zu erhalten, der sich im Sinne des naturnahen Wirtschaftens immer wieder erneuert, dazu gehört der Neuwuchs von Bäumen, als auch Nachpflanzungen.

Hindernd ist hierbei die Trockenheit der letzten Jahre, die dazu geführt hat, dass Jungbäume nicht überleben und ältere Bäume an Pilz- oder Käferbefall leiden, was dazu führt, dass viele Bäume umsturzgefährdet sind.

Neben den Besucherinnen und Besuchern des Stadtwaldes müssen auch die Förster und Waldarbeiter selbst geschützt werden. Dafür sind moderne Geräte und Maschinen, wie beispielsweise ein sogenannten Forstschlepper, wichtig, so dass Mitarbeiter beim entfernen von toten Bäumen nicht gefährdet sind.

 

 Hessens Wälder brauchen gerade in dieser Zeit der Trockenheit eine intensive Pflege – die Politik muss die Revierförstereien darin unterstützen.


Im Altenpflegeheim Anni-Emmerling-Haus

Ich habe im September 2018 ein Tagespraktikum im Altenpflegeheim Anni-Emmerling-Haus absolviert und so einen Eindruck von der Leistung der Pflegekräfte bekommen.

Was ich gesehen habe sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für ihren Beruf brennen, die sich aber auch durch die schwierigen Rahmenbedingungen fast kaputt arbeiten. Ich habe gesehen, wie viele Bewohnerinnen und Bewohner sie am Tag betreuen müssen. Das ist durch die Pflegekasse so eng getaktet, dass sie kaum auf individuelle Bedürfnisse eingehen können. Denn neben der eigentlichen Pflege kommen Dokumentationsverpflichtungen hinzu, die zeitraubend sind. Gerne würden die Pflegekräfte auch mal bei einer Bewohnerin etwas länger sitzen bleiben, die gerade traurig ist oder sich Sorgen macht. Dasselbe gelte für Betreuungsaktivitäten. Im Anni Emmerling Haus identifizieren sich die Mitarbeiterinnen stark mit dem Haus und den Bewohnern. So organisieren sie zusätzliche Aktivitäten und Feste häufig auch ehrenamtlich. Im normalen Pflegealltag wäre dafür keine Zeit. Manchmal ist die ganze Familie involviert und Ehemann und Kinder basteln Deko für ein Fest.  Eigentlich müssten auch solche Aktionen durch die Pflegekasse gedeckt sein, finde ich. Von diesen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu fordern, noch mehr zu arbeiten, weil einem sonst nichts einfällt ist einfach nur unverschämt. Vielmehr ist es Jens Spahns Job, dafür zu sorgen, dass der Pflegeberuf wieder attraktiv wird. Dazu gehört als erstes, dass mehr Zeit für

 

die eigentliche Pflege in die Pflegesätze eingeplant werden. Dazu gehöre aber auch, dass Pflegekräfte besser bezahlt werden als bisher und zwar schon ab der Ausbildung. Auch der Vorschlag des hessischen Sozialministers Stefan Grüttner, Flüchtlinge als Arbeitskräfte in die Pflegeheime zu drängen, finde ich fragwürdig. Ich bin mir sicher, dass einige geflüchtete Menschen durchaus gute Pflegerinnen und Pfleger wären und vielleicht könnten sie ein Praktikum machen, um herauszufinden, ob der Beruf etwas für sie ist. Aber gedrängt werden darf zu diesem Beruf niemand. Die Arbeit mit Menschen erfordert viel Feingefühl, nicht nur mit der Pflegebedürftigkeit der Menschen, sondern auch mit deren individuellen Vergangenheit und Familiensituation. Menschen, die in die Pflege gehen, sollten dafür brennen. Die Mitarbeiter im Pflegeheim haben mir gesagt: „Es muss im Herzen stimmen und im Kopf“.